Das Castel del Monte ist der rätselhafteste Bau von allen Schlössern und Festungen, die Friedrich II, der Staufer, entlang einer Verteidigungslinie in der Basilikata, vor allem aber in Apulien um 1240 errichten ließ. Immer wieder werden Vergleiche zum Felsendom in Jerusalem gezogen. Das Oktogonal, die Präsenz der Zahlen acht, fünf und drei innerhalb des architektonischen Konzepts lässt Verbindungen zur Astrologie und Zahlenmystik zu. Außerdem befindet sich das Castel del Monte angeblich genau in der geographischen Mitte zwischen der Cheops Pyramide und der Kathedrale von Chartres und würde genau in die Cheops Pyramide hineinpassen. Welche Botschaften verbirgt der Bau? Welchem Zweck sollte er dienen? 1656 flüchteten die Carafa, ein bedeutendes Adelsgeschlecht, vor der Pest für ein halbes Jahr ins Schloss. Danach verfiel es, wurde geplündert und diente Hirten als Unterstand. 1876 kaufte der italienische Staat das Castel und ließ es 1928 restaurieren. Seit 1996 steht es auf der UNESCO Liste des Weltkulturerbes und ziert seit Einführung des Euro im Jahr 2002 die Rückseite der Italienischen 1 Cent Münze.

Südlich des Castel del Monte erhebt sich ein von kreidezeitlichen Kalken aufgebautes Hochplateau - die Murgia Alta (spitzer Fels). Sie entstand vor 130 Millionen Jahren und zählt zu den ältesten Kulturlandschaften Europas. Die letzten Dinosaurier hinterließen hier ihre Spuren und in der Nähe von Altamura fand man 1993 das 200.000 Jahre alte, vollständig erhaltene Skelett eines erwachsenen Mannes - dem "Uomo di Altamura". Er gilt als Bindeglied zwischen Homo erectus und Neandertaler. Alte Römerstraßen, wie die berühmte Via Appia, verbanden die Murgia mit dem Rest der Welt. Bekannt sind die "Tratturi" - jahrhundertealte Weidewege für das Vieh, die diese Hochebene wie Straßen durchziehen. Ebenso bekannt sind die Masseria, herrschaftliche Gehöfte von Großgrundbesitzern. Sie bestehen in der Regel aus einem großen Wohnhaus, Kapelle, Lagerräumen, Stallungen und einem Taubenschlag. Vor 50 Jahren wurden viele für den Tourismus umgebaut. Sie haben für Apulien ähnliche Bedeutung wie die Paradores in Spanien oder die Pousadas in Portugal. Im Frühjahr und im Herbst verwandelt sich die Hochebene in ein unbeschreibliches Blütenmeer. Über 90 seltene, hier nistende Vogelarten sind zu beobachten.
Feinschmecker schätzen die "lampascioni", eingelegte Knollen der Träubelhyazinthe. Die Murcia bereichert den Speisezettel außer mit Wildgemüse, dem Fleisch frei lebender Tiere, gutem Käse, Weizen für Pasta und Brot und mit den im Herbst gesammelten Cardoncelli-Pilzen. Seit 2004 steht das Gebiet Gott-sei-Dank unter Naturschutz.

Matera ist eine der interessantesten, ungewöhnlichsten und beeindruckendsten Ziele Italiens. Die Stadt wurde durch die vielen Wohnhöhlen bekannt, die "Sassi". Diese Höhlen waren jahrhundertelang bewohnt, sogar in den 50er Jahren lebten hier noch Menschen, mit ihren Tieren und ohne fließendes Wasser! Diese Lebensbedingungen führten zu einem nationalen Skandal und so wurden die Höhlenbewohner schließlich per Gesetz in moderne Gebäude auf dem höher liegenden Plateau umgesiedelt. Seit 1993 ist die Stadt UNESCO Weltkulturerbe, als "außergewöhnlichstes intaktes Beispiel einer Höhlensiedlung im Mittelmeerraum, perfekt angepasst an das Gelände und das Ökosystem". Seitdem steigt die Popularität Materas ständig, immer mehr alte Höhlen-Häuser werden in moderne Häuser, Hotels, Pensionen und Restaurants umgestaltet. Man kann geführte Touren durch die Sassi unternehmen und historische Rekonstruktionen des Höhlenlebens besichtigen.

Apulien ist bekannt für seine Trullis und nirgends gibt es mehr als in Alberobello, nämlich über 1000 Trullis verteilen sich über die beiden Altstadtviertel. Was ist ein Trulli? Wieso wurden sie so konstruiert? Es war zwischen 1600 und 1665. Der damalige Graf der Gegend - Gian Girolamo II - erhob Steuern auf fest gemauerte Siedlungen. Um diese Abgaben zu umgehen bauten die schlauen Bauern ihre Häuser ohne Zement und Mörtel nur aus Stein. So konnten sie im Falle einer königlichen Inspektion die Steinhäuser ganz einfach abbauen und später leicht wieder errichten. Es war zwar sehr arbeitsaufwändig, aber es sparte eine Menge Geld. Die mit Stroh und Erde gefüllten Zwischenräume der Trullis isolieren perfekt die Sommerhitze und Winterkälte. Wahre Kunstfertigkeit bewiesen die Erbauer bei der Errichtung des kegelförmigen Daches. Früher wurden mit Kalkfarbe magische Zeichen auf das naturgraue Steindach gemalt. Auch wenn heute die Bedeutung vieler Symbole vergessen ist, werden sie aus Tradition jedes Jahr neu aufgefrischt und sind gut zu erkennen.

Ganz weiß, unter der Sonne schwitzend, liegt Gallipoli wie ein Schiff aus Stein auf einer flachen Kalkinsel im Ionischen Meer. Es erlebte seine Blütezeit im 17. und 18. Jh. Aus Oliven gepresstes Lampenöl, das sich einer regen Nachfrage auf internationalen Märkten erfreute, machte die Stadt reich. Im Austausch gelangten Luxuswaren aus aller Welt nach Gallipoli, große Handelsgesellschaften verlegten ihre Sitze hierher. Der Reichtum erschien unerschöpflich. Aber wie immer, ist das einzig Gewisse die Veränderung. Mit der Konkurrenz des billigen Petroleums verlor Gallipoli Anfang des 19. Jh. seine Monopolstellung.

Die Geschichte von Otranto ist lang, blutig und wechselvoll. Gegründet wurde es von den Griechen im 7. Jh. Durch die Verlängerung der Via Appia entwickelte es sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz im Mittelmeer und wurde zum Hafen der Kreuzzüge. Waren und Ideen aus dem Orient gelangten ins Abendland. Alle waren hier und wollten die Herrschaft: die Griechen, die Normannen, die Venezier und die Türken. 1480 kam es mit Unterstützung der Venezier zum verheerenden türkischen Überfall auf Otranto. Die immensen Befestigungsanlagen und Küstensicherungen sind heute noch zu sehen. Ein Jahr später wurde die Stadt zurückerobert, der schleichende wirtschaftliche Niedergang war jedoch nicht aufzuhalten.

Apuliens südlichste Provinzmetropole, die Perle des apulischen Barock erobert seine Besucher im Sturm. Das Geheimnis des barocken Formenreichtums liegt im pietra leccese, im Kalkstein von Lecce. Er wird im Tagebau gewonnen, ist hell und feinkörnig. Frisch aus dem Steinbruch ist er mit dem Messer wie Butter zu bearbeiten. An der Luft härtet er langsam aus und nimmt dabei einen goldgelben Ton an. Ein solches Material setzte der Fantasie der Steinmetze und Architekten keine Grenzen. Frei von Autoverkehr lädt das elegante centro storico zu ausgedehnten Streifzügen ein. Tagsüber leuchten die goldgelben Kalksteinfassaden in der Sonne, abends tauchen Scheinwerfer sie in ein bezauberndes Bühnenlicht. 30 Kirchen und unzählige Palazzi erstrahlen in barockem Glanz. Alle wichtigen Monumente sind mit zweisprachigen Info-Tafeln versehen.