Auf dem Jakobsweg (8JW2501)

Endlich ist es soweit: Ein gemeinsames Ziel vor Augen und jede Menge Vorfreude. Am ersten Tag treffen wir uns zum offiziellen Briefing. Christoph erklärt uns mit viel Enthusiasmus die Geschichte Spaniens und gibt einen spannenden Überblick über unsere Route – von Santander bis nach Santiago de Compostela. Nach dieser kleinen theoretischen Einstimmung heißt es: rauf auf die Bikes! Mit frischem Tatendrang radeln wir direkt los, immer entlang des Meeres, in Richtung der Halbinsel Santa Magdalena. Unterwegs gibt es schon einiges zu bestaunen: ein traumhaftes Panorama auf Meer und Strand, historische Schiffe, die Geschichten aus alten Zeiten erzählen, und sogar Robben, die neugierig unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Eine perfekte Gelegenheit, sich an unsere E-Bikes zu gewöhnen. Am Abend lassen wir den Tag genussvoll ausklingen: spanische Küche in bester Gesellschaft, dazu köstliche Weine, die das iberische Lebensgefühl perfekt abrunden. Ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht – und den Startschuss für unsere gemeinsame Tour setzt.
Von unserem Stadthotel in Santander radelten wir auf den Fahrradwegen hinaus, bis das geschäftige Treiben der Stadt schnell offener Landschaft wich. Die Szenerie verwandelte sich in Farmland, gesäumt von Kühen, Pferden und sogar einem Esel, der uns laut anschrie – I-A! Unsere Mittagspause in Santillana del Mar fühlte sich an wie eine Zeitreise: Die ganze Stadt ist ein perfekt erhaltenes mittelalterliches Schmuckstück, fast wie ein Freilichtmuseum. Bei einem typisch spanischen Mittagessen mit lokalem Cidre genossen wir die Atmosphäre, bevor es weiter zu den berühmten Höhlen von Altamira ging. Vor den rund 15.000 Jahre alten Höhlenmalereien konnte man sich leicht vorstellen, dass das Leben damals nicht nur hart war – die Menschen hatten sogar Zeit und Kreativität, ihre Welt auszuschmücken. Am Nachmittag führte uns die Route über sanfte Hügel und ruhige Nebenstraßen, ein friedlicher Rhythmus, der uns immer tiefer ins ländliche Kantabrien trug. Am Abend erreichten wir Selores, ein winziges Dorf mit nur 74 Einwohnern – so klein, dass man das Gefühl hatte, alle noch vor dem Schlafengehen kennenlernen zu können. Nach einem Tag voller Kontraste, von belebten Straßen über uralte Höhlen bis hin zu einem verschlafenen Dörfchen, war es die perfekte Mischung aus Geschichte, Natur und einer Prise Humor im Herzen Kantabriens.
Schon am Morgen zeigt sich unsere Etappe von ihrer sportlichen Seite: Kaum gestartet, geht es bergauf – aber mit der kräftigen Unterstützung unserer E-Bikes klettern wir entspannt durch die waldigen Höhen des Naturparks Saja-Besaja. Dieser grüne, ursprüngliche Landstrich bildet das perfekte Terrain für Abenteurer und Naturliebhaber: Mächtige Eichen, dichte Buchen und saftige Bergwiesen säumen unsere Route, während Gänsegeier, Wildpferde und Kühe der Natur ihren Charme verleihen. Schon früh erfahren wir, wie abwechslungsreich ein Tag im Kantabrischen Gebirge sein kann: rasante Anstiege, flache Hochebenen mit grandiosen Panoramen, kleine Dörfer mit Brunnen, an denen sogar die Kühe und Pferde zwischendurch Wasser schöpfen. Auch für uns wartet eine top Labestation mit allem Drum und Dran (danke Christoph!), bevor wir weiter in die traditionellen Orte der Region aufbrechen. Nach einem einem anspruchsvollen Tag erreichen wir schließlich Cervera de Pisuerga. Am Abend wartet in einer gemütlichen Bodega ein Dinner, das keine kulinarischen Wünsche offenlässt: Die spanische Küche zeigt sich bunt und herzhaft – perfekt, um die „verbrannten Kalorien“ aufzufüllen. Bei Tapas, Wein und einer ordentlichen Portion Gelächter klingt ein Tag aus, der nach Wiederholung ruft!
Ein frischer Morgen verwandelte sich in angenehme 20 Grad – genau richtig, um die 110 km mit dem Rad in Angriff zu nehmen. Ein einfaches, aber hervorragendes Picknick und zwei großartige Café-Stopps gaben uns die nötige Energie. Solche Tage zeigen, wie mühelos lange Strecken wirken können, wenn Wetter, Strecke und Gesellschaft passen. Unsere Route führte uns um drei beeindruckende Embalses (Stauseen), die alle während der Diktatur von General Francisco Franco gebaut wurden, der Spanien von 1939 bis 1975 regierte. Franco ließ große Bauprojekte wie Dämme und Stauseen errichten, um Fortschritt und Modernität zu demonstrieren, während die politischen Freiheiten stark eingeschränkt waren. Von Vivera bis nach Vegaquemada radelten wir, bevor wir in gemütlichen Camping-Bungalows einkehrten – ein „Stiefelbier“ am Ende krönte diesen unvergesslichen Tag.
Nach der langen Etappe gestern fühlte sich der heutige Tag herrlich entspannt an: nur 43 km von Vegaquemada nach León. In rund zwei Stunden rollten wir gemütlich über ruhige Straßen. Kurz vor unserem Ziel legten wir noch einen Stopp für Lunch und Kaffee ein, bevor wir im beeindruckenden Fünf-Sterne-Parador in León eincheckten. Der Nachmittag bot etwas, das auf einer Radtour selten ist: Zeit für jeden allein. Manche schlenderten durch die historischen Straßen, andere genossen die Ruhe im prachtvollen Hotel. Am Abend führten Alan und Ernst einen entspannten Stadtspaziergang, bei dem wir Leóns großartige Architektur erlebten. Abgeschlossen wurde der Tag mit einem fantastischen Abendessen im Parador – die perfekte Mischung aus Radfahren, Kultur und Genuss.
Das heutige Briefing findet an einem ganz besonderen Ort statt: An der historischen, reich verzierten Fassade unseres Parador-Hotels hängt das Poster mit der Vorstellung der neuen Tagesroute – ein stimmungsvoller Auftakt! Doch heute werden die Räder erst einmal stehen gelassen. Nach einem gemütlichen Frühstück steigen wir in ein Taxi und fahren nach Astorga, wo uns gleich zwei architektonische Highlights erwarten: der imposante Bischofspalast von Gaudí und die eindrucksvolle Kathedrale. Während wir durch diese geschichtsträchtigen Bauwerke schlendern, tauchen wir tief in Kultur und Vergangenheit des Camino ein. Etwas später als gewohnt steigen wir dann aber doch auf unsere E-Bikes und treten kräftig in die Pedale, denn heute wartet noch eine Menge Strecke auf uns. Zum ersten Mal erleben wir den echten Jakobsweg hautnah: Immer wieder begegnen uns Pilger zu Fuß, bepackt mit Rucksack und Wanderstab, die ihrem Ziel Santiago de Compostela entgegenstreben. Mit der E-Unterstützung erklimmen wir vergleichsweise mühelos das legendäre Cruz de Ferro – den höchsten Punkt am Camino Francés (1.500 m). Wie viele Pilger legen auch wir einen kleinen Stein am großen Steinhaufen unter dem Eisenkreuz ab – ein bewegender, symbolträchtiger Moment. Und weil es, wo es rauf geht, auch wieder runter gehen muss, sausen wir anschließend mit ordentlich Rückenwind die langen Serpentinen in Richtung Ponferrada hinab. Hier erwartet uns die eindrucksvolle mittelalterliche Templerburg – ein echtes Highlight für Geschichtsinteressierte und eine tolle Kulisse für ein paar Fotos. Am Tagesziel Villafranca del Bierzo besuchen wir noch eine authentische Pilgerherberge: Im Gespräch mit den Pilgern bekommen wir einen lebendigen Eindruck vom Alltag auf dem Camino. Am Abend gönnen wir uns erneut Komfort und Ambiente: Nach einem leckeren Abendessen schlafen wir tief und zufrieden im stilvollen Parador. So kann Pilgern mit dem E-Bike aussehen – voller Eindrücke, Begegnungen und Kultur!
Ein weiterer toller, unvergesslicher und am morgen etwas kalter Tag. Inklusive einer Käsedegustation, ein sehr sehr gutes Mittagsessen und tolle Foto stops. Blauer Himmel, viel Sonnenschein, Freude in den Backen und Schmalz in den Oberschenkeln. Weiter so!!!
Heute führte uns unsere E-Bike-Etappe von Sarria nach Melide – ein weiterer wunderschöner Tag auf dem Camino de Santiago. Schon am Morgen hielten wir in Portomarín für einen Kaffee. Diese Stadt wurde in den 1960er-Jahren Stein für Stein auf einem Hügel neu aufgebaut, nachdem Franco das ursprüngliche Dorf durch den Stausee Belesar überfluten ließ. Die alten Kirchen und Bögen wurden sorgfältig versetzt – ein beeindruckendes Beispiel galicischer Geschichte und Widerstandskraft. Später auf der Strecke fuhren wir durch einen Abschnitt voller Pilger – genau dort, wo die Touristenbusse die Wanderer absetzen, um die letzten 100 Kilometer bis Santiago zu laufen und ihre Compostela zu erhalten. Zum Mittag zauberte unser italienischer Chefkoch Alan ein fantastisches galicisches Picknick, das uns neue Energie schenkte. Am Abend teilte sich die Gruppe: Einige genossen noch ein Getränk in Melide, während andere direkt zum Hotel zurückkehrten und eine kleine Stretching-Einheit einlegten. Wieder einmal endete der Tag mit dem Gefühl, dem Ziel ein Stück nähergekommen zu sein – erfüllt von Natur, Gemeinschaft und dem besonderen Geist des Camino.
Unser letzter Tag auf dem Jakobsweg ist gekommen – wehmütig starten in Melide, begegnen unterwegs immer mehr Pilgern, die wie wir auf ihrem finalen Abschnitt Richtung Santiago unterwegs sind. Je näher wir kommen, desto größer wird die Vorfreude, besonders als wir vom Monte do Gozo aus zum ersten Mal die imposante Kathedrale von Santiago de Compostela am Horizont erblicken. Es ist ein bewegender Augenblick, am Ende unserer Reise endlich auf dem Platz vor der Kathedrale zu stehen: Glück und Stolz mischen sich mit Dankbarkeit. Die vielen Begegnungen und Erlebnisse der letzten Tage werden uns bewusst. Abends lassen wir beim fröhlichen (und lauten!) Farewell-Dinner gemeinsam die Reise Revue passieren: Alan übernimmt wie immer charmant die Auswahl der Speisen, und mit galizischen Spezialitäten genießen wir die kulinarische Vielfalt der Region. Beim Quiz zum Abschluss wird es noch einmal spannend – wer hat gut aufgepasst, wer kann raten? Tolle Preise (?) warten auf die Glücklichen – aber eigentlich sind wir alle Gewinner. Schade, dass unsere Reise nun vorbei ist. Doch eines steht fest: Der Camino bringt Menschen zusammen und ein Wiedersehen ist nur eine Frage der Zeit!
Wir Tourguides bedanken uns herzlich bei den „girls“. Es war (wieder) ein Traum mit euch – gemeinsam haben wir so viel entdeckt, erlebt und gelacht. Vielen Dank für eure Begeisterung, eure Energie und all die schönen gemeinsamen Momente. Kommt gut heim, bleibt gesund, und vergesst nie: Der Camino bringt Freunde zusammen – und irgendwann sehen wir uns sicher wieder. Alan & Chris & Ernst
