Im Reich der Fjorde und Gletscher - 8BA2401
Alle sind mittlerweile in Bergen angekommen und sind bereit für das bevorstehende Abenteuer. Wir haben Glück: Bergen, die regenreichste Stadt Europas zeigt sich von seiner freundlichsten Seite. Bei Sonnenschein und sommerlichen 24"C machen wir die Übergabe der Fahrräder und treffen die nötigen Einstellungen, damit wir morgen in der früh loslegen können. Nach einem kleinen Spaziergang durch die Innenstadt genießen wir unser erstes gemeinsames Dinner und kosten die lokalen Gerichte Norwegens. Dass es so weit im Norden zum Zeitpunkt des Schlafengehens noch taghell ist erscheint etwas befremdlich.
Norwegen, wir kommen! Eine gewisse Vorfreude war zu spüren, also saßen 15 Minuten vor der offiziellen Briefing-Zeit bereits alle im Raum, bereit zur Abfahrt! Wir verabschiedeten uns von Bergen per Zug, eine sehr malerische Fahrt brachte uns nach Dale. Wir verließen die Stadt auf einer schönen, aber stetig ansteigenden Straße hinauf in die Berge. Die Landschaft war spektakulär - Berge, ein paar restliche Schneefelder, wunderschöne Seen, einige farbenfrohe Häuser, Schafe und Kühe - was für ein Unterschied zum geschäftigen Bergen. Nach einer langen und aufregenden Abfahrt hinunter zum See Vangsvatnet erwartete uns Ernst, der ein wunderbares Picknick für uns vorbereitet hatte, mit vielen norwegischen Köstlichkeiten wie braunem Käse und Blaubeeren! Danach folgten wir dem Ufer des Sees, das uns direkt zu unserem heutigen Ziel, Voss, brachte.
Thor war heute gnädig mit uns und beschenkte uns mit herrlichstem Wetter. Bei wolkenlosem Himmel und bis zu 27°C zeigte sich Norwegen von seiner schönsten Seite. Nach einem reichhaltigen Frühstück, natürlich mit Braunkäse :-), verließen wir Voss und radelten ins Raunsdalen. Immer entlang des Kleivelvi gings aufwärts mit tollen Blicken auf den sprudelnden Fluss und die umliegenden Berge. In Mjolfjell ergatterten wir die letzten Plätze in der Bergenbahn um durch den Tunnel nach Myrdal zu gelangen. Nach einem kurzen Kaffeestop erwartete uns das Highlight des Tages - der Rallarvegen, Norwegens schönster Radweg. Auf 21 Kehren führte uns die Route runter durchs Flamsdalen nach Flam. Und die Strecke hatte es in sich. Fahrtechnik war auf dem Schotter gefragt, doch das war kein Problem für uns. Entlang der Route mustten wir einfach dauernd stehen bleiben, gab es doch alle paar Meter neues zu bestaunen. Überall sah man Wasserfälle, tosende Stromschnellen, beeindruckende Felswände und idyllische Landschaft mit Kühen und Schafen. Angekommen in Flam blieb noch genügend Zeit um die Umgebung zu erkunden oder einfach die Sonne zu genießen.
Die Ausfahrt aus Flam entlang des wunderschönen Aurlandfjords war der einfachste Teil der heutigen Fahrt. Der folgende Anstieg auf der Snovegen Straße war etwas schwieriger - und noch wesentlich spektakulärer. Die Straße stieg kontinuierlich von Meereshöhe auf eine Höhe von 1300 Metern an - jeder war dankbar, dass Edelweiss kräftige E-Bikes zur Verfügung gestellt hatte! Die Temperatur war ebenfalls gesunken als wir das Hochplateau erreicht hatten, und beim Abstieg nach Laerdal genossen wir die warme Luft, die uns entgegen kam. In Laerdal besuchten wir das Lachszentrum und transportierten dann die Fahrräder per Van nach Kaupanger, um die langen und dunklen Tunnel zu vermeiden. Nach einem kurzen Besuch der Stabkirche von Kaupanger setzten wir unsere Fahrt nach Sogndal fort, dem heutigen Ziel.
Eigentlich war die Wetterprognose katastrophal. Doch wieder einmal waren uns die Wettergötter gnädig gesinnt. Ohne Regen kamen wir durch den Tag. Zuerst ging´s von Sogndalsfjøra entlang des längsten Fjords Europas Richtung Westen.Auf der Route gabs alte Runensteine und Wasserfälle zu bestaunen. In Hella holte uns eine kleine Personenfähre ab und wir schipperten durch den Fjærlandsfjord. Schon beeindruckend, diese norwegische Fjordlandschaft. Das Ziel der Bootsfahrt war Fjærland, dieses kleine idyllische Dorf in der Nähe ded Jostedalsbreen, dem größten Gletscher Kontinentaleuropas. Im Gletschermuseum gabs jede Menge darüber zu erfahren. Einige von uns hatten heute am Rad noch nicht genug geschwitzt und nutzten die im Fjord schwimmenden Sauna. Die Wassertemperatur muss ziemlich kalt gewesen sein, denn noch von weitem konnte man die Schreie jener hören, die sich mit einem mutigen Sprung im vom Gletscher gespeisten Fjordwasser abkühlten.
Heute begann der Tag etwas anders als die vorigen Tage: wegen zwei langen Tunneln mussten wir die e-bikes morgens in den Van laden. Die erste Gruppe wurde nach Skei gebracht und radelte nach Byrkjelo. Dort traf auch die zweite Gruppe ein und gemeinsam überquerten wir die Berge und erreichten den Innvik-Fjord. Wir folgten der Küste bis wir Olden erreichten - das allerdings von einem riesigen Kreuzfahrtschiff verdeckt wurde. Da das Wetter perfekt war und wir noch etwas Energie übrig hatten (in unseren Beinen und den e-bike-Akkus), beschlossen wir, noch zum Brikdsalsbreen-Gletscher zu radeln. Wir wurden mit einer tollen Fahrt in kleinen Troll-Wagen und spektakulären Ausblicken auf den riesigen Gletscher belohnt. Die Gruppe, die den ganzen Weg geradelt war, hatte am Abend tatsächlich 110 Kilometer auf dem Tacho!
Der Geiranger Fjord darf natürlich auf keiner Norwegenreise fehlen. Drum war das heute unser Ziel. Doch eins nach dem Anderen: Von Olden aus radelten wir wieder mal bei sommerlichen Temperaturen los. Und nach ein paar Anstiegen, ein paar Zimtschnecken und ein paar schneidigen Abfahrten erreichten wir Hellesylt wo wir die Fähre nach Geiranger bestiegen. Was für ein Erlebnis. Bei wolkenlosem Wetter zeigte sich der bekannteste aller Fjorde von seiner besten Seite. Zu bestaunen gabs die berühmten Wasserfälle "sieben Schwestern" und "Brautschleier" sowie steile Felswände und alte Bauernhöfe. Im Ort angekommen bestaunten wir das rege Treiben wenn alle Passagiere eines Kreuzfahrtsschiffes herumspazieren. Wir bevorzugen allerdings die einkehrende Ruhe, wenn das Schiff wieder weg ist. Manche von uns Trinken eine (oder unabsichtlich mehrere?) Runden Bier im Pub vor Ort. Der Rest genießt die Aussicht auf den Fjord vom Balkon unseres tollen Hotels. Und abends werden wir noch mit den feinsten Köstlichkeiten aus der Region verwöhnt. Wir sind uns einig: Dieser Ort ist eine Reise wert.
Nach einer ruhigen Nacht und einem wunderbaren Frühstück mit spektakulärem Blick über den Geirangerfjord setzten wir unsere Entdeckung Norwegens fort. Kaum hatten wir das Hotel verlassen, mussten wir die Ornevegen-Straße hinaufradeln - 600 Meter Höhenunterschied auf etwa 6 km... Wir warfen einen letzten Blick hinunter in den unglaublich schönen Fjord, bevor wir nach Norden weiterfuhren. Nach einer kurzen Fahrt mit der Fähre erreichten wir das norwegische Obst-Tal Valldal. Bevor wir die leckeren Erdbeeren probieren konnten, besuchten wir zuerst den Gudbrandsjuvet-Wasserfall. Als perfektes Ende für einen perfekten Tag genossen wir ein paar kalte Getränke in der warmen Nachmittagssonne an unserem Hotel direkt am Norddalsfjord.
Am letzten Tag war es schließich soweit. Dunkle Regenwolken überzogen den Himmel. Wir ahnten schon, dass wir heute nicht trocken unser Ziel erreichen werden. Schon während des ersten Anstiegs begann es zu regen. Doch wir ließen uns nicht von unserem Plan abbringen und genossen die anschließende Hochebene und die Abfahrt. Für den Snackstop fand Marko sogar ein überdachtes Plätzchen für uns. Nach dem Mittagessen und einer Fährfahrt über den Storfjord kam dann wieder die Sonne raus. Im Zickzack (Stichwort: Experiment) erreichten wir den Aussichtspunkt Aksla, der uns tolle Blicke über Alesund und die umliegende Landschaft bot. Köstliche Gaumenfreuden wurden uns im 9. Stock des Scandic Hotels, mit Blick über Alesund serviert. Leider war es unser letztes gemeinsames Dinner, denn morgen werden sich unsere Wege wieder trennen. Beim Rückblick auf die letzten Tage sind wir uns einig: die gemeinsame Zeit und die Erlebnisse waren einzigartig. Allen ein herzliches Danke, Marco & Ernst