Durch die südliche Toskana
Mit Wehmut starten wir heute in unseren letzten Fahrtag. Rauf und runter, links und rechts führt uns die Straße wie auf einer Achterbahn raus aus Citta delle Pieve und rein ins Naturschutzgebiet Monte Rufeno. Dort herrscht Idylle pur. Schattige grüne Wälder, nette Picknickplätze und die Spuren von Wildschweinen gilt es zu entdecken. In einer kleinen Berghütte mitten im Wald gibts den ersten Kaffeestopp. In Allerona erkunden wir die kleine Kirche mit ihren bunten Alabasterfenstern. Nach einem fruchtigen Micropicknick sind unsere Energiereserven wieder voll und wir sind bereit für den Endspurt. Wir beziehen unser Nachtquartier in einer für die Gegend typischen "albergo diffuso". Unsere Zimmer sind verstreut über mehrere Häuser in dem kleinen Dörfchen Rocca Ripesena. Von hier aus ist schon deutlich Orvieto zu sehen, beeidruckend wie es auf seinem Felsen thront. Und dorthin zieht es uns dann am Nachmittag. Wir spazieren durch das historische Zentrum von Orvieto und besuchen den Dom und die Kaffees auf dem Domplatz. Abends kocht die Oma des Hauses und verwöhnt uns mit typischen umbrischen Gerichten. Wir genießen unseren letzten Abend und erinnern uns nochmal gemeinsam an die Erlebnisse der letzten Tage.
Schwer trennen wir uns von Pienza und seiner tollen Aussicht über die Weite der südlichen Toskana. Nach einer kurvenreichen Abfahrt, bei der man sich wie ein Teilnehmer des Giro d´Italia fühlt gehts nach Bagni San Filippo. Dort baden wir in den 39° heißen Naturpools. Sie sollen heilende Wirkung haben, mal sehen wie jung wir uns am Abend fühlen werden. Mittags wartet eine kleine Überraschung auf uns. Jo begrüßt uns zu einem Picknick. Mit toller Aussicht laben wir uns an den lokalen Köstlichkeiten. Auf der Weiterfahrt warten nochmals Thermalquellen auf uns. In San Casciano dei Bagni haben sich einst schon die Etrusker gereinigt. Wir sind allerdings noch sauber (und gesund) genug und verzichten diesmal auf das Bad. Wieder zurück von den Thermalbecken kommen wir und unsere Motoren bei kurzen aber knackigen 25% Steigung gehörig ins Schwitzen. Gemütlicher bezwingen wir den letzten Anstieg nach Citta delle Pieve. Auch wenn es anfangs schwierig erscheint, finden wir nach langer Diskussion doch noch den richtigen Wein zum Dinner :-)
Ein langer Tag mit vielen Höhenmetern erwartet uns. Entlang der Stadtmauer von Siena genießen wir die Silhouette aus einem anderen Blickwinkel. Die Fahrt nach Murlo, unser erster Kaffeestopp, verläuft sehr angenehm, weil die Straßen nicht ständig ein Auf und Ab einforderten. Die Fotomotive sind unbeschreiblich und wir werden ständig von Pilgern auf der Via Francigena begleitet. Die Fahrt rauf nach Montalcino war dann doch anstrengend und viele Weingüter lassen das Herz des Weinliebhabers höherschlagen. Der Weg nach Bagno Vignoni und San Quirico war geprägt von Schotterstraßen und immer wieder schönen Aussichten auf Weinberge und landwirschaftlich Gehöfte. In Pienza angekommen musste zuerst der Straßenstaub weichen bevor wir uns zu einem unvergesslichen Sundowner verabredeten.
Heute steht eine etwas kürzere Route am Programm. Nicht weil wir schon müde sind, vielmehr damit uns mehr Zeit an unserem Übernachtungsort Siena bleibt. Doch alles der Reihe nach: Wir starten unsere Etappe in San Gimignano und rollen durch die sanften Hügel bis Colle di Val d´Elsa. Dort genießen wir nicht nur den Ausblick vom historischen Zentrum oberhalb der Stadt sondern auch den ersten Cappuccino, begleitet von ein paar süßen Leckereien. Weiter gehts auf der Via Francigena, jener geschichtsträchtigen Pilgerroute, die seit Jahrhunderten Gläubige nach Rom führt. Locker bewältigen unsere Drahtesel die Schotterabschnitte, auf denen z.T. noch die alten Pflastersteine erkennbar sind. Mittags laben wir uns in Monteriggioni, das mit seiner ringförmigen Mauer und den 14 Türmen schon von weitem sichtbar ist. Das Highlight des Tages ist jedoch Siena. Wir flanieren durch das historische Zentrum. Ein Besuch des Doms und des Piazza del Campos darf dabei natürlich nicht fehlen.
Nachdem der Hahn des Nachbarn mehrmals gekräht hat starten wir heute unsere Etappe von Castellina in Chianti nach San Gimignano. Die Luft war klar und etwas frisch auf der Fahrt nach Poggibonsi mit zahlreichen Fotostopps. Beim Weingut Mellini wollte der Eine oder Andere schon den Fahrtag beenden :-) Die Burg von Certaldo war uns doch ein paar Höhenmeter zu weit entfernt doch wir entschieden uns die volle Strecke ohne Abkürzung zu fahren. Vom saftigen Grün und dem Anblick der sanften Hügel berauscht machen wir einen Kaffestopp in Gambassi Terme. San Gimignano erwartet uns mit weltmeisterlichem Eis und viel Historischem. Müde und glücklich erreichen wir unser wunderschönes Hotel.
Mit großer Erwartung richten sich unsere Blicke in den azurblauen italienischen Himmel. Die ersten Sonnenstrahlen erwärmen unsere Leidenschaft zum Fahrradfahren. Der Duft von Croissants erfüllt unser Zimmer und das tägliche Packen der Koffer fällt dadurch umso leichter. Nach einem köstlichen Frühstück starten wir gestärkt zu unserem Ausgangspunkt nach Figline Valdarno. Schon vom Start weg gehts durch die lieblichen Hügel. Das Chianti zeigt sich von seiner schönsten Seite. Urige Wälder, tolle Panoramen und ruhige, fast verkehrsarme Straßen lassen das Radfahrerherz höher schlagen. Kleine Städtchen und Orte wie Greve, Volpaia und Radda liegen am Weg bis wir schlussendlich unser Ziel erreichen - Castellina in Chianti. Und mit einem herrlichen Ausblick genießen wir bei untergehender Sonne die Küche der Toskana, selbstverständlich begleitet von einer guten Flasche Chianti Classico - im Zeichen des schwazen Hahnes.